Ada Pinelli                              Verschwendung

geb.: von Treskow

                                                               „Bin die Verschwendung, bin die Poesie,“

Pseudonym:                                          Läßt Goethe „Knabe Wagenlenker“ sprechen...

Günther von Freiberg                         Fürwahr wen dürfte Schönheit nicht bestechen!

Tönt doch im Klang des Goldes Melodie.

 

Doch reiste je im Uebermuth Genie?

Wir sehen es durch Dornenpfade brechen,

Im Traum an Jovis Göttertafen zechen,

Erwacht entfliehen gleißender Magie.

 

Nur ein Talent berauscht sich leicht im Glanze,

Schlürft gern die Füller dieses Erdenlebens,

Doch muß es d’ran verderben und verschmachten...

 

In Künsteleien lös’t sich auf sein Trachten,

Erschlaffung abzuwehren ist vergebens –

Nicht Bajä’s Rose taugt zum Ruhmeskranze!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ada Pinelli                              Zwei Sonette

geb.: von Treskow

 

Pseudonym:                                          I.

Günther von Freiberg

O stille meinen Durst nach Trunkenheiten!

Ich bin ein Sänger, der das Fabelland,

Sein Avalun, in dir verkörpert fand,

Und der nun schwärmt in schrankenlosen Weiten.

 

Du Inbegriff von allen Sekligkeiten,

Wie tief erschaur’ ich, rührst du meine Hand,

Wenn, zu umfangen lichterlohen Brand,

Sich meine Arme dir entgegenbreiten!

 

Es ist kein flüchtig eitles Wohlgefallen,

Nicht Sinnenrausch und Thorheit, glaube mir,

Daß meine Pulse fiebernd nach dir wallen.

 

Wie Faust im Zauberbuch les’ ich in dir...

Was Vielen räthselhaft, ist mir verständlich –

Du bleiche Sphynx, ich liebe dich unendlich.

 

 

II.

 

Du liebst mich! wonneseliges Entzücken,

So fühlte der Prophet die Pulse schlagen,

Als man durch sieben Himmel ihn getragen...

Siehst du die Glorie meine Scheitel schmücken?

 

Denn goldne Wunderblumen darf ich pflücken,

Zum Höchsten, Herrlichsten empor mich wagen,

Nicht leere Träume sind die trunknen Sagen,

Nein: wirkliches, verkörpertes Beglücken!

 

Ich taumle, schwanke, - über beide Welten

möcht’ ich mit einem einz’gen Sprunge setzen!

Wer dürfte solchen Rausch als thöricht schelten?

 

Wer Blütenauen treten und zerfetzen

Und Liebenden ertheilen Hohn und Rüge?

Nur wer von Gifte voll und Neid und Lüge.